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PISA und der (hinkende) Vergleich

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Bildung Tafel leer Schwamm

Gestern wurden die Ergebnisse der aktuellen -Studie vorgestellt.
ist abgesackt.
Bundesbildungsministerin Karliczek war enttäuscht und sagte, dass Mittelmaß nicht der Anspruch der Bildung im internationalen Vergleich sein dürfe. Genauso äußerte sich der Geschäftsführer des Deutschen Industrie‑ und Handelskammertags, Dercks, und forderte bessere Bildungsmethodiken und ein Umdenken in der Bildungspolitik.
Ilka Hoffmann von der Gewerkschaft Erziehung und Bildung meinte, dass sich seit dem PISA-Schock vor zwanzig Jahren nichts zum Positiven an den Schulen Deutschlands getan habe.

Es ist nicht überraschend, dass Deutschland wieder einmal schlecht abgeschnitten hat. Die Schulpolitik zeichnet sich im negativen Sinne dadurch aus, dass Bildungsexperimente an Schülern vorgenommen werden, die aber nicht rückgängig gemacht werden, obwohl sie nichts bringen oder die Bildungslage noch verschlechtern. Es wird lieber „reformiert“ und „reformiert“, wie es immer so schön heißt, doch es ist eine Degeneration und Verschlechterung auf Kosten der nachwachsenden Generation.

Es hat sich nichts getan, um der immer weitergehenden Verblödung der Schüler entgegenzuwirken. Alle drei Jahre gibt es einen Aufschrei der Empörung, der nach ein paar Tagen nachlässt, nachdem man sich Scheinargumente hat einfallen lassen, warum Deutschland gerade dieses Mal wieder dumm dasteht.
Jedes Mal, wie auch dieses Mal, kommt wieder der einzig wahre Vorschlag, man bräuchte „einen Schulterschluss von Bund, Ländern und Kommunen, um länderübergreifende Anstrengungen für mehr Chancengleichheit zu stemmen“.

Chancengleichheit!

Nicht Bildung!

Gleichsam hören und sehen wir wieder in den Medien „Bildungsforscher“, die uns sagen, wie man der voranschreitenden Verblödung entgegenwirken kann. Durch Chancengleichheit!
Jeder soll das Gleiche erreichen können, doch nicht durch vielschichtige Bildungsangebote, sondern Gleichmacherei wie in Gesamt‑ oder Gemeinschaftsschulen. Sonder‑ bzw. Förderschulen werden abgeschafft. Sonder‑ und Förderschüler werden „inkludiert“.
Können sie mithalten? Von sich aus nicht!
So muss das Niveau heruntergezogen werden, damit diese auch den Lehrstoff mitkommen, also das Klassenziel für oder mit allen erreicht werden kann.
Schüler langweiligen sich, weil der Unterrichtsstoff zum x-ten Mal für den oder die Schwachen durchgekaut wird. Jeder muss das gleiche Wissen haben. Auf Kosten der Guten!

Nun müssen Argumente gegen das schlechte Abschneiden her!

Immer gut ist es, zu behaupten, die PISA-Studie sei nicht repräsentativ.
Als „Argumentation“ zieht man heran, dass andere Länder die Durchführungsrichtlinien nicht so ernst nähmen wie Deutschland.
So argumentiert auch Bildungsforscher Heiner Barz, indem er sagt, dass in anderen Ländern schwache Schüler angehalten würden, am Tag der PISA-Prüfungen zu Hause zu bleiben. Dies sei aber aufgrund der Schulpflicht in Deutschland nicht möglich.
Auch der repräsentative Durchschnitt aller Schüler über Gymnasien, Realschulen, Hauptschulen, Sonderschulen und dergleichen mehr werde in anderen Ländern nicht berücksichtigt.
Seine Schlussfolgerung lautet, dass das schlechte Abschneiden Deutschlands nichts über das Bildungs‑ bzw. Schulsystem aussage.
Er zweifelt auch die Messmethoden an, wie bewertet wird.
Dass es bei der Auswertung der Prüfungen nur zwei Bewertungen –”richtig“ oder „falsch“ gelöst – gibt, ist hinlänglich bekannt.
Barz macht darauf aufmerksam, dass es auch noch eine Stufung „Aufgabe nicht gelöst“ gäbe. Das ist korrekt, aber zu behaupten, dass andere Länder dies dazu missbräuchten, ihre Statistiken nach oben zu manipulieren, gehört eher in Fantasiewelten als in die Realität. Zu behaupten, dass manche Länder nicht gelöste Aufgaben als „richtig“ und andere diese als „falsch“ eintragen würden, ist an den Haaren herbeigezogen. Es gibt klare Bewertungsrichtlinien, dass eine Aufgabe, die nicht gelöst wurde, als „falsch“ bewertet und auch so in die Statistik eingetragen wird.
In der ist dies übrigens genauso.
Wenn man solche Ammenmärchen verbreitet, sollte man noch einen Schritt weitergehen und sagen, dass „Platz 1“ grundsätzlich nur „richtig“ eingetragen hätte, um sich diesen Platz zu erschleichen.
Das Schwadronieren darüber, dass mit dem Eintreten der Türkei in die PISA-Studien eine Verschiebung der Gauß’schen Glocke bei der Bewertung zum Negativen bei gut bewerteten Ländern geführt habe – und insbesondere bei Deutschland – ist ein Betreten von ganz dünnem Eis.

Seit Jahren tritt Deutschland auf der Stelle. Anstatt über solche „tollen Dinge“ zu philosophieren, dass deutsche Schüler bei „Multiple-Choice“ benachteiligt seien, ist es ratsamer, das Niveau anzuheben, als immer weiter abzusenken.
„Multiple Choice“ – Mehrere Auswahlen – bedeutet, dass man eine richtige Lösung von verschiedenen ankreuzen muss oder dass mehrere Löugnen richtig sein könnten oder alle.
Zu sagen, dass die deutschen Schüler zu dumm dazu seien, grenzt an bodenloser .
Die nächste PISA-Studie kommt bestimmt.

Für deutsche Bildungsforscher, Lehrer und Politiker ist es einfacher darüber zu palavern, dass Bereiche wie Politik, , , Kultur oder gar nicht einbezogen würden.
Man schwafelt lieber darüber, dass es wichtig für das Heranwachsen junger Menschen sei, diese Bereiche zu beherrschen oder die Fähigkeit zu erhalten, aus einer Tabelle ablesen zu können, wie heiß der Sommer 1972 war. Man redet sich dumm und dämlich über die Praxistauglichkeit und darüber, dass die jungen Leute auf das Leben vorbereitet werden müssten, anstatt mit PISA-Testen umgehen zu müssen.

Auf das Leben voerbereiten!

Banale Dinge, wie einem Schüler zu zeigen, wie man einen Überweisung bei der Bank ausfüllt, wäre ein erster Schritt. Das gehört aber nicht zum „Vorbereiten aufs Leben“ laut Bildungsexperten.
Neue Medien gehen an den Schülern völlig vorbei. Lehrer behaupten, man bräuchte keine elektronischen Tafeln, denn das würde die Schüler zu sehr überlasten. Das Problem sind eher die Lehrer, die nicht erkennen, dass Kinder mit elektronischen Medien (außerhalb) der Schulen aufwachsen und die sich einfach nicht auf Neues einlassen wollen.

Lesekompetenz und Verstehen

Die aktuelle PISA-Studie legt einen Schwerpunkt auf Lesekompetenz.
Auch hier gab es massive Kritikpunkt der deutschen Bildungsforscher, Lehrer und dergleichen.
Laut derer sei Lesekompetenz nicht vergleichbar. Wenn ein deutsches Kind einen Text im Gegensatz zu einem französischen nicht richtig begreife und bei der Lösung eine falsche ankreuze, könne man dies nicht vergleichen, da ja verschiedene Wertebereiche hineinspielten. Das Begreifen eines Textes sei nicht so wichtig, weil es darauf ankomme, wie man ihn interpretiere.

Ein Paradebeispiel ist hierbei ein etwas älterer Text über das Klon-Schaf Dolly.
In dem Text wird beschrieben, dass einer Schafmutter Eizellen entnommen worden seien. Eine davon wurde „in vitro“ – Schlagwort: „künstliche Befruchtung“ – befruchtet. Der „außerhalb des Körpers“ befruchteten Eizelle wurde die Hälfte des Erbmaterials entnommen und in eine andere Eizelle eingesetzt. Aus der urprünglich einen Eizelle entstanden zwei mit identischem Erbgut. Die zweite Zelle war „geklont“ worden und die Methode heißt „Klonierung“ oder „Klonen“. Wieder eingepflanzt in die Schafmutter entwickelten sich zwei identische Schafe.

Die Schüler sollten nun ankreuzen, wie die Befruchtungsmethode hieß:

  • In vitro
  • Zellteilung
  • Geschlechtsverkehr
  • Oxidation

Nur eine Minderheit meinte, dass „In vitro“ richtig sei. Ebenso hatten auch nur wenige Schüler angekreuzt, dass die zweite Eizelle „Klonierung“ entstanden war.

Dass nur wenige die richtigen Lösungen deklariert hatten, ist laut deutschen Lehrern nicht schlimm. Es wäre wichtiger gewesen, diesen Text in einen „interpretatorischen Kontext“ zu setzen, anstatt nur Fakten aus dem Text abzufragen. Lesekompetenz sei eben nicht das Heraussuchen von Worten oder Fakten, sondern mehr. Man zweifelte auch an der Wirksamkeit des Ankreuzens. Die Sinnhaftigkeit, ob man das richtige Wort ankreuzen oder aufschreiben solle, führte sich dann , da es zwei unversöhnliche Fraktionen gab.

„Bildungsprogramme“ und das Kaputtreden von Vergleichsstudien ist ein Punkt, die eigenen Defizite an der Bildungspolitik schönzureden.

Realismus geht anders!

Die PISA-Studien der OECD sind internationale Schulleistungsuntersuchungen, die seit dem Jahr 2000 in dreijährlichem Turnus in den meisten Mitgliedstaaten der OECD und einer zunehmenden Anzahl von Partnerstaaten durchgeführt werden und die zum Ziel haben, alltags‑ und berufsrelevante Kenntnisse und Fähigkeiten Fünfzehnjähriger zu messen.

(Wikipedia)

Bildquelle: Pixelio/Tim Reckmann https://www.pixelio.de/media/690266


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